Eine große Aufgabe mit Potenzial
Bundesstandort Hardthöhe
Vom Kindergartenneubau bis zur laufenden Bauunterhaltung: Auf der Hardthöhe in Bonn setzt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) für den Bund ganz unterschiedliche Baumaßnahmen um.
Direkt neben dem Gelände des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) auf der Bonner Hardthöhe steht ein Gebäude, das auf den ersten Blick so gar nicht dorthin zu passen scheint: Die neue Kindertagesstätte (KiTa) „Regenbogenhaus“ ist ein zweistöckiges Gebäude mit umlaufend bunten Regenbogenstreifen in der Holzfassade. Sie bietet auf mehr als 1.000 Quadratmetern Platz für rund 100 Kinder von Mitarbeitenden des Ministeriums oder der Kaserne auf dem Gelände. Ein begrüntes Dach sorgt für ein gutes Mikroklima und eine Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 36.000 Kilowattstunden pro Jahr wird vollständig für den Eigenstrombedarf des Gebäudes genutzt.
"Vom Sommer 2018 bis zum Sommer 2021 haben wir für den Bund diese neue KiTa errichtet. Das Grundstück wurde extra aus dem Bundeswehrgelände ausgegrenzt, was die Arbeiten deutlich erleichtert hat. So mussten die Baustellenfahrzeuge nicht zuerst die Sicherheitskontrollen für das Gelände passieren."
Aus dem sich an den Neubau anschließenden Garten schallen Kinderstimmen. „Vom Sommer 2018 bis zum Sommer 2021 haben wir für den Bund diese neue KiTa errichtet. Das Grundstück wurde extra aus dem Bundeswehrgelände ausgegrenzt, was die Arbeiten deutlich erleichtert hat. So mussten die Baustellenfahrzeuge nicht zuerst die Sicherheitskontrollen für das Gelände passieren.“, erzählt Margrit Auf der Mauer, die Projektverantwortliche des BLB NRW aus der Niederlassung Köln. Insgesamt gibt es in dem integrativen Kindergarten sieben Gruppen. Die vier Gruppen im Erdgeschoss sind auf eine Betreuung von unter Dreijährigen ausgelegt. Der Verwaltungsbereich mit Küche, Umkleiden sowie Büros und der Betreuungsbereich sind klar voneinander getrennt. Besondere Akustikflächen in den Flurbereichen stellen einen zeitgemäßen Schallschutz sicher und sorgen so für einen angenehmen Geräuschpegel in der KiTa. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei gestaltet – Türen gehen automatisch auf und zu und ein Aufzug führt direkt neben der regenbogenfarbenen Treppe in die obere Etage. Das Gestaltungselement des Regenbogens zieht sich übrigens durch das gesamte Gebäude: Auf allen Türen und Fenstern findet sich der bunte und fröhlich anmutende Regenbogenstreifen wieder.
Bauen für Kinder – keine alltägliche Aufgabe
Normalerweise ist Margrit Auf der Mauer eher mit einer anderen Art von Gebäuden betraut. Verwaltungsgebäude habe sie schon einige betreut, sagt die Architektin. „Eine Kindertagesstätte zu bauen, ist natürlich etwas ganz Besonderes.“ In den Waschräumen der Gruppen sind beispielsweise extra kleine Toiletten in Kindergröße installiert worden. Auch Waschbecken gibt es in zwei unterschiedlichen Höhen. Die Fensterbänke in den Gruppenräumen dienen den Kindern gleichzeitig als Spielbank und in die Garderobenschränke im Flurbereich wurden kleine Bänke integriert, die bei Bedarf zu einem Stuhlkreis umgestellt werden können. Die Bedürfnisse der Kinder wurden bei der Planung in den Mittelpunkt gestellt. Das persönliche Highlight der Projektverantwortlichen: „Als die Erdbauarbeiten für die neue KiTa begannen und die großen Bagger anrückten, standen die Kinder allesamt am Zaun und haben begeistert zugeschaut, wie die Bagger die Erde wegschaufelten.“
Arbeiten auf dem Kasernengelände
Auf der anderen Seite des Zaunes, dem eigentlichen Gelände von Bundeswehr und Bundesverteidigungsministerium, baut der BLB NRW ebenfalls für den Bund. Aktuell überträgt der Bund zusätzlich die Betreuung und Entwicklung der ministeriell genutzten Gebäude dem BLB NRW. „Künftig übernehmen wir hier auf dem Gelände alle Maßnahmen, sowohl investiver Art als auch Bauunterhaltungsmaßnahmen“, erklären Juliane Ritter und Dominik Ohse, die gemeinsam mit aktuell zwölf Kolleginnen und Kollegen für die große Liegenschaft zuständig sind. Die Kaserne wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als erste neue Kaserne der Bundesrepublik Deutschland errichtet. Der Baustil ist ungewöhnlich für eine Kaserne: Die Gebäude des sogenannten „1.000-Mann-Bereichs“ erinnern eher an Wohnhäuser und sind bewusst nicht in dem martialisch anmutenden Stil der 30er-Jahre errichtet. Der gesamte Bereich steht unter Ensemble-Schutz. Die bevorstehende Sanierung wird daher auch eng mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde abgestimmt.
Warum hat das Bundesverteidigungsministerium seinen Hauptsitz in Bonn?
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands verlor Bonn seinen Status als Hauptstadt. Das Parlament und viele Ministerien zogen nach Berlin, in die „neue“ Hauptstadt. Das Berlin/Bonn-Gesetz von 1994 regelt den Status Bonns als Bundesstadt sowie den Verbleib einiger Ministerien und Bundesbehörden in der Stadt im Rheinland. Das BMVg hat seinen Hauptsitz als eines von sechs Ministerien noch in Bonn. Alle anderen Ministerien sind mit einem Zweitsitz in Bonn vertreten. Außerdem ist dort noch eine Vielzahl an Bundesbehörden und -einrichtungen ansässig.
Mit spannenden Aufgaben im Bundesbau bei Stellenausschreibungen punkten
„Bei dem, was wir hier in den kommenden Jahren an Bauprojekten stemmen sollen, war schnell klar, dass wir personelle Verstärkung brauchen“, sagt Juliane Ritter. Sie ist bereits seit 2015 Projektverantwortliche im militärischen Bundesbau der Niederlassung Köln des BLB NRW, seit Anfang 2021 als stellvertretende Abteilungsleiterin mit dem Großprojekt Hardthöhe betraut und leitet seit Dezember 2022 die Abteilung Baumanagement Bundesbau 2. „Wir haben für die vielen Aufgaben und Projekte bereits zwölf neue Stellen geschaffen.“ Mit der zusätzlichen Unterstützung möchte das Team nun nach und nach die einzelnen Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen angehen.
Beim Rundgang über das Gelände findet sich immer wieder Kunst am Bau.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten
Die Vielzahl an Projekten erfordert eine gute Kommunikation und Abstimmung aller Beteiligten. In regelmäßigen Terminen stimmt sich das Team des BLB NRW mit der Bundeswehr, dem Bundeswehr-Dienstleistungszentrum und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ab. Auch die Oberfinanzdirektion des Landes Nordrhein-Westfalen, der bei Projekten des Bundesbaus die Fachaufsicht obliegt, ist ein wichtiger Partner an der Seite des BLB NRW und eine große Unterstützung. „Ein gutes und wertschätzendes Miteinander ist für uns total wichtig. Wir sprechen offen miteinander und alle Seiten können kommunizieren, was gut oder auch mal nicht optimal läuft“, erklärt Dominik Ohse. „Wir haben vom Bundesverteidigungsministerium sogar Büroräume zur Verfügung gestellt bekommen.“ So können wir vor Ort unkompliziert Besprechungen abhalten oder zwischen zwei Terminen am Computer arbeiten.“
Die Projektverantwortlichen berichten, wie es nun weitergeht: „Das liegenschaftsbezogene Ausbaukonzept zur Hardthöhe wurde seit Ende 2022 gemeinsam mit der Bundeswehr als Bauherrin erarbeitet und abgestimmt. Sobald das Konzept finalisiert ist, können wir mit der Beauftragung der baulichen Umsetzung starten. Das Ausbaukonzept wird die Grundlage für alles sein, was wir hier in den kommenden Jahren im Auftrag der Bundeswehr und des Ministeriums angehen – quasi unser Masterplan.“ Es kommen spannende Projekte auf das Team zu, so viel ist bereits sicher.
Im Interview: Marcus Hermes
Geschäftsführer BLB NRW
Herr Hermes, wie bewerten Sie die Übertragung einer der größten Bundeswehr-Liegenschaften an den BLB NRW?
Einen Teil der baufachlichen Verantwortung der Hardthöhe haben wir bereits seit langem inne. Der Anteil dieser Gebäude hat auf der Liegenschaft immer mehr zugenommen, sodass wir bis 2022 bereits zwei Drittel der Gesamtnutzfläche der Hardthöhe betreut haben.
Dass wir nun die Gesamtzuständigkeit übertragen bekommen, verstehen wir als eine Anerkennung der Leistungsfähigkeit des BLB NRW.
Was ändert sich dadurch für den BLB NRW?
Ich bin davon überzeugt, dass die Gesamtzuständigkeit große Vorteile mit sich bringt: Wir können effizienter und wirtschaftlicher arbeiten, da wir gebäudeübergreifende Konzepte, Planungen und Baumaßnahmen durchführen und auch die Baulogistik mehrerer Baumaßnahmen auf der Liegenschaft besser koordinieren können.
Das Bauvolumen für den Bund soll in den kommenden Jahren deutlich steigen. Spürt der Bundesbau im BLB NRW schon etwas davon?
Es ist eindeutig eine Aufbruchstimmung zu spüren. Auch für den Bund gilt das Ziel einer klimaneutralen Verwaltung im Jahr 2030. Dafür wird in den nächsten Jahren eine deutliche Erhöhung des Investitionsprogramms nötig sein.
Die neuen Strukturen der RBBau*, die seit Oktober 2022 in Kraft ist, werden bereits in die Praxis umgesetzt. Das bedeutet effizientere Prozesse, mehr Verantwortung und Entscheidungsmöglichkeit auf Projektebene, aber auch klare Planungsvorgaben auf Bundesseite.
Wie haben Sie darauf personalseitig reagiert?
Ganz wichtig ist, dass die Oberfinanzdirektion NRW und der BLB NRW gemeinsam als Bauverwaltung NRW agieren. So erarbeiten wir mit unserem Projekt „Zukunft Bundesbau“ eine behördenübergreifende Prozessoptimierung, Rollenschärfung und ein einheitliche digitale Datengrundlage.
Durch den Bund wurde die Refinanzierung von 50 zusätzlichen Stellen für 2023 genehmigt. Das ist natürlich eine enorme Erleichterung. Und die spannenden Aufgaben, die wir zu bieten haben, erleichtern es uns, diese Stellen auch zu besetzen.
Im Bereich der Personalentwicklungsmaßnamen passiert ebenfalls einiges: Wir holen dual Studierende an Bord und sorgen für die fachliche Entwicklung unserer Mitarbeitenden in der eigenen Fortbildungsakademie sowie in den Einrichtungen des Bundes. Außerdem spielt die bautechnische Beamtenausbildung im höheren und gehobenen Dienst für uns wieder eine große Rolle, und den Absolvierenden wird eine Jobgarantie mit langfristiger Perspektive gegeben. So wirken wir auch dem demografischen Wandel gezielt entgegen.
*Richtlinie für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes