Baustart für außergewöhnliches Forschungsgebäude
Universität erhält Centre of Mathematics Münster (CMM)
Auf dem bislang unbebauten Grundstück zwischen Orléans-Ring und Einsteinstraße haben die Bagger übernommen. Direkt vor dem Hörsaalgebäude des Fachbereichs Mathematik und Informatik entsteht das Centre of Mathematics Münster. Im ersten Schritt wird der Boden für das Untergeschoss ausgehoben. Dort sollen später neben den Technikräumen auch rund 170 Fahrradparkplätze entstehen. Bevor der BLB NRW mit dem Neubau starten konnte, waren umfangreiche Vorarbeiten erforderlich: „Das gesamte Baufeld war von Versorgungsleitungen durchzogen, und zwar in einem ungewöhnlich hohen Maß“, berichtet Markus Vieth, technischer Leiter der Niederlassung Münster des BLB NRW. „Von Abwasserrohren über Datenleitungen bis hin zu toten Strängen war alles dabei.“ Doch nun sind alle Leitungen umverlegt, die Kampfmittelsondierung war da und es kann losgehen.
„Viele mathematische Durchbrüche entstehen durch zufällige Interaktion“
Das Centre of Mathematics Münster beruht auf einem Forschungskonzept von insgesamt 47 Forschungs- und Nachwuchsgruppen des Fachbereichs Mathematik und Informatik. Es wird insbesondere den Exzellenzcluster Mathematik Münster beheimaten und ein nachhaltiges mathematisches Forschungszentrum in Münster etablieren. „Viele mathematische Durchbrüche entstehen durch zufällige Interaktionen“, sagt Mario Ohlberger, Professor für Angewandte Mathematik und Sprecher des Exzellenzclusters. Diesen eher zufälligen Austausch, auch zwischen den verschiedenen Teildisziplinen der Mathematik, fördert der Cluster gezielt durch wissenschaftliche Programme. Zukünftig wird dabei auch die besondere Architektur des CMM Interaktion und Kommunikation unterstützen. Ziel ist es, dass Forschende gemeinsam übergreifende Zugänge und Techniken zur Lösung mathematischer Fragen entwickeln, von denen auch andere Wissenschaften profitieren können.
Offenheit und Flexibilität
Noah Thieben aus der Niederlassung Münster des BLB NRW beobachtet den Baustart mit Spannung. Für ihn ist der Forschungsbau eine Herzensangelegenheit, wie er sagt. Denn der Architekt hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen das CMM geplant. Dabei hat das Projektteam des BLB NRW sehr eng mit Mario Ohlberger und Thomas Nikolaus, Professor für Theoretische Mathematik, sowie weiteren Wissenschaftlern des Exzellenclusters zusammengearbeitet. „Die gesamte Gestaltung des Gebäudes, sein Grundriss, die Aufteilung der Räume und ihre Verbindungen sind auf Begegnung und Kommunikation der hier arbeitenden und forschenden Menschen ausgelegt“, erläutert Thieben das gestalterische Konzept. Mittelpunkt des CMM ist ein Atrium, das Tageslicht bis ins Erdgeschoss hineinlässt und alle Geschosse miteinander verbindet. Die Sitzstufen des Atriums führen zum Konferenzbereich, der sich durch Faltwände flexibel öffnen und unterteilen lässt. Die Wände zwischen Büros und Fluren sind in großen Teilen transparent gestaltet. Verglaste Flächen können bei Bedarf mit verschiebbaren Tafelelementen verdeckt werden. Zwei weitere Atrien verbinden das erste Obergeschoss mit den darüber liegenden Etagen. „Die offene Bauweise stellt hohe Anforderungen an die Gebäudetechnik, beispielsweise an die Belüftung, die Akustik und den Brandschutz“, erläutert Thieben eine besondere Herausforderung bei dem Projekt.
Internationaler Vorreiter
„Der Entwurf orientiert sich an Konzepten von Co-Working Spaces, wie wir sie aus der Startup-Kultur kennen. Die Philosophie für unser Gebäude lautet Offenheit und Flexibilität“, sagt Ohlberger. Vorbilder seien Universitätsgebäude in Kyoto, Cambridge oder Berkeley gewesen. Doch ihm sei kein Institut bekannt, das konzeptionell und architektonisch die Interaktion so konsequent in den Mittelpunkt stelle wie das CMM. „Wir freuen uns natürlich sehr, ein so außergewöhnliches Bauprojekt im engen Schulterschluss mit der Uni umzusetzen und die exzellente Mathematik-Forschung in Münster unterstützen zu können“, betont Markus Vieth. Bis zum Sommer sollen die Tiefbauarbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein, dann startet der Rohbau für das Gebäude. Nach der Fertigstellung werden den Mathematikerinnen und Mathematikern rund 3.500 Quadratmeter Raum mit modernsten Bedingungen für ihre Forschung zur Verfügung stehen.