Denkmäler in NRW: Palaisgarten Detmold
BLB NRWDenkmäler in NRW: Palaisgarten Detmold
Historische Wasserspiele
Das Neue Palais in Detmold mit dem daran angeschlossenen Palaisgarten ist für den BLB NRW eine ganz besondere Liegenschaft. Sowohl das Gebäude als auch die acht Hektar große Parkanlage stehen unter Denkmalschutz.
Steckbrief
- Adresse: Neustadt 22, 32756 Detmold
- Entstehung: 1708
- Umgestaltung: 1850
- Ursprüngliche Nutzung: Privater Garten der lippischen Fürstenfamilie
- Architekturstil: Englischer Landschaftsgarten
- Besonderheiten: Historische Wasserspiele und exotischer Baumbestand aus dem 19. Jahrhundert
Das Neue Palais, welches ursprünglich 1708-1717 errichtet wurde, beherbergt heute die Hochschule für Musik Detmold. Verteilt über das gesamte Gelände der historischen Gartenanlage als auch in der näheren Nachbarschaft finden sich weitere, zum Teil ebenfalls denkmalgeschützte Gebäude der Detmolder Musikhochschule.
Spaziergang durch den Palaisgarten Detmold
Unser Objektmanager Jürgen Keilich stellt den Palaisgarten in Detmold vor.
Historische Anfänge
Das Ensemble aus Schloss und Garten entstand unter der Herrschaft der lippischen Fürstenfamilie, die das Gebäude seit seiner Erbauung im Jahr 1708 immer wieder als Fürstenwohnsitz und Sommerresidenz nutzten. Mit dem Bau des Schloss Favorite, wie das Neue Palais ursprünglich hieß, entstand auch der Palaisgarten – allerdings nicht in seiner heutigen Form, sondern zuerst als Barockgarten. Prägende Elemente waren eine zentrale Bassinanlage mit einer Blumen- und Rabattenumgebung sowie viele Obstbäume und ein Rosengarten.
Obwohl die Gartenanlage heute kein Barockgarten mehr ist, sind Reste dieser Zeit auch heute noch sichtbar: Dazu zählen im Norden und Osten die hohen Bruchsteinmauern sowie die südliche Außenmauer in der Nähe der Kleinen Kaskade, einem der Wasserspiele im Palaisgarten.
Vom Barockgarten zum Englischen Landschaftsgarten
Gleichzeitig mit der Umgestaltung des Palais nahm auch der Palaisgarten neue Formen an: Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der frühere Barockgarten zum Englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Dieses Gartenkonzept ist bis heute erhalten.
Der damalige lippische Fürst brachte von seinen Reisen viele, teils exotische, Bäume mit zurück nach Detmold. Die verschiedenen Bäume, zu denen Sumpf- und Roteichen, eine Japanische Sicheltanne, eine Kanadische Kiefer, ein Perückenbaum und sogar zwei Mammutbäume zählten, sollten auf Besucher einen imposanten Eindruck machen. Viele dieser Bäume stehen bis heute im Palaisgarten und sorgen allein schon wegen ihrer Größe für viel Aufmerksamkeit. Die beiden Mammutbäume sind beispielsweise die einzigen ihrer Art in Detmold, die auf öffentlich zugänglichem Gelände stehen.
Zum Konzept des Englischen Landschaftsgartens zählen außerdem verschiedene, individuell gestaltete Brunnenanlagen und Wasserspiele, die ebenfalls in den 1850er Jahren installiert wurden. Sie gelten als die ersten Wasserspiele, die mittels einer Pumpe betrieben wurden. Für die bis heute funktionstüchtige „Francis-Turbine“ wurde 1855 eigens ein Turbinenhaus im neuromanischen Stil errichtet. Aus dem benachbarten Friedrichstaler Kanal wurde Wasser entnommen und in ein höher gelegenes Reservoir geleitet. Von dort konnten dann die üppigen Wasserspiele für wenige Stunden betrieben werden. Zu den Wasserspielen zählen, neben einem großzügigen Fontänenteich in der Nähe des Neuen Palais, der Delfinbrunnen an der Südseite des Hauptgebäudes, der Löwenkopfbrunnen, der Schwanenteich am Fuße des großen Mammutbaums, die kleine Kaskade sowie das Schmuckstück des Palaisgartens, die Große Kaskade. Der künstlich angelegte Wasserfall ist auch heute noch ein Anziehungspunkt für die Besucher. Die Kaskade liegt vis-à-vis zum Palais am anderen Ende der Gartenanlage. Während alle anderen Wasserspiele fast durchgehend aktiv sind, wird die Kaskade aufgrund der immensen Wassermaßen, die sie verbraucht, täglich nur für kürzere Zeiträume in Betrieb genommen – ein echter Blickfang!
Denkmalschutz
1984 wurden sowohl das Neue Palais als auch der Palaisgarten unter Denkmalschutz gestellt. Das Besondere ist: Nicht nur der Palaisgarten als Ganzes, sondern auch einzelne, besonders wertvolle alte Bäume auf der Anlage stehen unter Denkmalschutz. Der Park fordert oftmals die besondere Aufmerksamkeit des BLB NRW, der als Eigentümer der Liegenschaft für die Erhaltung und Pflege und insbesondere für die Verkehrssicherung zuständig ist. Das bedeutet, dass zum Beispiel der historische Baumbestand regelmäßig auf etwaige Schäden untersucht werden muss, die dazu führen könnten, dass Äste brechen oder gar ein ganzer Baum umfällt. Aus diesem Grund sieht man an einigen der dicken, alten Bäume, wie zum Beispiel am „Hochzeitsbaum“, der durch seinen außergewöhnlichen Wuchs bei Hochzeitspaaren ein beliebte Kulisse für Erinnerungsfotos ist, sogenannte Ast- und Kronensicherungen. Diese verbinden den Stamm und sehr auslandende, möglicherweise bruchgefährdete Äste durch dicke Seile und Gurte miteinander. So kann der BLB NRW gleichzeitig eine Verkehrssicherheit für Besucher gewährleisten und die denkmalgeschützten Bäume erhalten.
Die bis heute gut erhaltenen Wasserspiele samt dem dazugehörigen Turbinenhaus stehen natürlich ebenfalls unter Denkmalschutz. Anfang 2020 wurde das Turbinengebäude inklusive der historischen Pumptechnik behutsam saniert und für die Nachwelt bewahrt. Obwohl die Francis-Turbine für damalige Zeiten eine wahre Hightech-Pumpe war, werden die Wasserspiele heutzutage mit einer hochmodernen Elektropumpe betrieben. Auch nach mehr als 150 Jahren sind sie immer noch täglich aktiv.
Heutige Nutzung
Am Ende des Ersten Weltkriegs dankte der letzte lippische Fürst ab. Danach gingen das Palais und der Garten in den Besitz des Landes Lippe über. Während das Hauptgebäude zwischenzeitlich als Landesmuseum diente, bevor es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Musikakademie wurde, war der Palaisgarten ab 1919 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Hochschule für Musik nutzt heutzutage nicht nur das Neue Palais, sondern auch das ebenfalls denkmalgeschützte Gärtnerhaus, das unter Beachtung aller Denkmalschutzauflagen in ein Schlagzeughaus umgewandelt wurde. Außerdem fügt sich ein verschiefertes Konzerthaus aus den 1960er Jahren ein, die Außenanlagen wurden vom bekannten Gartenarchitekten Prof. Hermann Mattern in den Süden des Parks eingebunden. Am Rande des Palaisgartens sind außerdem verschiedene Institutsgebäude entstanden, die momentan saniert werden.
Auch heute nutzen Studierende und Beschäftigte der Hochschule sowie die Detmolder Bevölkerung den Palaisgarten gerne als Naherholungsgebiet.