Denkmäler in NRW: Finanzamt Minden
BLB NRWDenkmäler in NRW: Finanzamt Minden
Nordniederländische Gotik
Um die 1900 war das bisherige Dienstgebäude der Oberpostdirektion (OPD) in Minden am Bahnhof zu klein geworden. Man dachte über einen Neubau, aber auch über die Verlegung in eine zentraler gelegene Stadt des Bezirks, nämlich Bielefeld, nach.
Gebäude-Steckbrief
- Adresse: Heidestraße 10, 32427 Minden
- Bauzeit: 1904-1906
- Architekt: Entwurf der Bauabteilung der Deutschen Reichspost in Berlin, Bauleitender Beamter: Architekt Klahn
- (Ursprüngliche) Nutzung: Kaiserliche Oberpostdirektion
- Denkmal seit: 1985
- Bruttogeschossfläche: 8.380 m²
- Hauptnutzfläche: 4.800 m²
- Architekturstil: Stilmerkmale der nordniederländischen Gotik und Renaissancearchitektur
- Besonders beachtenswert: Repräsentatives Hauptportal mit drei Flachrelieffeldern in Sandstein und in Mosaik dargestellte Wappen
- Instandsetzungsmaßnahme: 1976 Innenrenovierung des Hauptbaus, 1984-88 Sanierung der Fassade, 1989-90 Erneuerung der Dachflächen, 2004 Ertüchtigung Brandschutz, 2009 Sanierung von Parkettböden, 2016 - 2017 Sanierung der Hauptfassade, 2019 Errichtung eines barrierefreien Zugangs, ab Juli 2020 Sanierung von Sanitäranlagen
Die Stadt Minden verhinderte das Abwandern der Behörde, indem sie der Deutschen Reichspost ein
Baugrundstück kostenfrei zur Verfügung stellte.
Am 10.05.1904 werden dem Stadtbauamt Minden elf Baupläne für den Neubau der OPD vorgelegt. Nach einigen Streitigkeiten über Zuständigkeitsfragen zwischen der OPD und der örtlichen Baupolizei-Verwaltung, wird am 22.03.1905 die Bauerlaubnis erteilt.
Bereits am 01.10.1906 wurde das Gebäude bezogen, dessen Baukosten sich auf 622.580 Mark beliefen.
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreigeschossigen Dreiflügelbau aus rotem Backstein mit Werksteingliederung. Der langgestreckte, sattelgedeckte Hauptflügel mit Mittelpavillon und zwei Seitenrisaliten befindet sich an der Heidestraße. Die Fronten der Seitenflügel bestehen aus fünfachsigen Risaliten.
Der Hauptbau nimmt vor allem Stilmerkmale der nordniederländischen Gotik und Renaissancearchitektur auf, die allerdings nicht kopiert, sondern gestalterisch umgeformt und in neuen Zusammenhang gesetzt sind.
Besondere Betonung erfährt der dreiachsige Mittelpavillon des Hauptflügels, der von einem Spitzgiebel bekrönt und von schmalen dreiseitig gebrochenen Türmen eingefasst ist. In den Türmen ließ man im zweiten Obergeschoss Wappenmosaike der zur OPD Minden zugehörigen Bezirke (Bückeburg, Herford, Detmold, Paderborn, Bielefeld, Oeynhausen) ein. Ein Flachreliefband über dem Portal zeigt das abgewandelte Motiv des Laufenden-Hundes.
Der Balkon im dritten Obergeschoss weist eine massive Brüstung auf, die durch drei breite Flachrelieffelder in Kartuschen verziert wird. Im Giebel ist ein großes Werksteinrelief mit dem Reichsadler auf Mosaikgrund eingelassen.
Die Innenraumgestaltung des Hauptgebäudes ist nahezu vollständig erhalten. So schenkte man dem im Bereich des Mittelpavillons angelegten Haupttreppenhaus sowie den vorgelagerten Hallen besondere Aufmerksamkeit.
Der zweigeschossige Bau mit Treppenturm an der Nordostecke war ursprünglich das Kutscherhaus mit Wohnung und Remise. Das Gebäude weisst einen nahezu quadratischen Grundriss auf und ist durch ein Krüppelwalmdach mit unterschiedlichen Traufhöhen überfangen. Mit Ausnahme der Südostseite wurde das Erdgeschoss in rauem Sandsteinquadermauerwerk ausgeführt. Für die verbleibenden Fassadenbereiche wählte man historisierendes Fachwerk. Hinter den beiden korbbogigen Toren an der Westseite befand sich der Zugang zur Remise und Stallung. Links davon befindet sich der ebenfalls korbbogige Hauseingang.