Denkmäler in NRW: TH OWL
BLB NRWDenkmäler in NRW: TH OWL
Gebauter Ausdruck der Bildungspolitik
Die Entstehungs- und Gründungszeit der Staatlichen Ingenieurschule Lemgo war von permanent steigenden Studierendenzahlen geprägt.
Gebäude-Steckbrief
- Adresse: Campusallee 12, 32657 Lemgo
- Bauzeit: 1970-1974
- Architekt: Staatliches Bauamt Detmold, Regierungsbaudirektor Kurt Wiersing, Oberbaurat Wilfried Brinkmann, Reinhold Brannolte, Manfred Drewek
- (Ursprüngliche) Nutzung: Staatliche Ingenieurschule in Lemgo, heute Technische Hochschule OWL
- Denkmal seit: 2017
- Hauptnutzfläche: 11.500m²
- Architekturstil: Brutalismus
- Besonders beachtenswert: Künstlerische Gestaltung der gedrehten Stahlbetonstützen am Haupteingang und der Betonplatten der Brüstungsverkleidungen durch den Detmolder Künstler Karl Ehlers, Farbliche Gestaltung der Betonflächen im Foyer durch den Hamburger Künstler Gerhard Hauptmann
- Instandsetzungsmaßnahmen: Seit 2019: Sanierung des Hauptgebäudes
Waren im Studienjahr 1950/51 nur rund 25.000 Studierende in Hochschulen Nordrhein-Westfalens eingeschrieben, verdoppelte sich die Zahl bis 1960/61 auf rund 53.000 Studierende und stieg weiter auf bereits rund 70.000 Studierende im Jahr 1965/66. Dieser rasant wachsende Bedarf an Studienplätzen einerseits und der bundesweit zu verzeichnende Fachkräftemangel andererseits, erforderten einen raschen Ausbau der Hochschullandschaft.
So kam es ab Mitte der 1960er Jahre zu einer Welle von Universitätsneugründungen, vor allem in Nordrhein-Westfalen. In diese Zeit fiel auch der Gründungserlass des NRW-Kultusministers Paul Mikat vom 09.04.1964 für die Staatliche Ingenieurschule in Lemgo. Der Lehrbetrieb begann hier zum Wintersemester 1964/65 zwar noch in Übergangsräumlichkeiten, jedoch begann das Staatshochbauamt Detmold – eine der Vorgängerinstitutionen des Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW – mit den Planungen eines rund 11.500 qm großen Hochschulgebäudes für 600 Studierende auf einem eigens durch das Land NRW erworbenem Grundstück im Süden der Hansestadt.
Geschichte des Gebäudes
Der Baubeginn des Hauptgebäudes erfolgte im Juni 1970. Das Hauptgebäude ist in Ost-West-Ausrichtung mit je einem Flügelbau nach Norden und Süden platziert. Separat vor dem Haupteingang befindet sich die ebenfalls denkmalwerte Mensa.
Das Hauptgebäude mit seinen drei Flügelbauten weist eine variierende Höhenstaffelung von einem bis zu sechs Geschossen über dem Keller- und Erdgeschoss auf, die ihrerseits teilweise zurückgesetzt sind. Der Haupteingang an der Ostseite des Gebäudes ist durch einen breiten Vorsprung gekennzeichnet, der auf sechs eckigen und unterschiedlich gedrehten Stahlbetonstützen, die der Detmolder Künstler Karl Ehlers entworfen hat, aufliegt. Die Stützen sind besetzt mit künstlerisch gestalteten hochrechteckigen Quadern und Quadraten, die in unterschiedlicher Höhe und wiederum gegeneinander gedreht angeordnet sind. Die Stützen setzen sich im hohen Obergeschoss fort, dessen gefaltete Fassade aus hohen Stahlrahmenfenstern diesen Gebäudebereich besonders hervorhebt und auf die dahinter liegende Aula hinweist.
Ebenfalls durch Karl Ehlers wurden die Betonplatten der Brüstungsverkleidungen gestaltet, deren Oberfläche Strukturen aus schräg angeordneten parallelen Streifen aufweisen. Die Platten sind so angeordnet, dass Rechts- und Linksverläufe der Streifen alternieren, wodurch - je nach Lichteinfall - ein lebhafter und zugleich unverwechselbarer Eindruck entsteht.
Bei der Mensa handelt es sich um einen durch großflächige Glasfassaden geprägtes Bauwerk. Die Stützenkonstruktion des Speiseraumes wird aus sieben Stahlbetonstützen mit pilzähnlichen, quadratischen Kragplatten gebildet, die mit einer differierender Höhe um ca. 50cm so angeordnet sind, dass sich die Kanten überlappen und so die Decke bilden.
Gestaltung des Innenraumes
Neben den Stützen am Haupteingang und den strukturierten Fassadenplatten, weisen auch die schalungsrauen Betonflächen im Gebäudeinneren des Hauptgebäudes eine künstlerische Gestaltung auf. Hierzu zählen die applizierten Wabenformen an den Brüstungsflächen der Galerie und die Wandflächen des Aufzugsturmes, die mit vertikaler oder horizontaler Schalung in unterschiedlich große Rechtecke gegliedert sind. Zusätzlich sind diese noch besetzt durch Quadrate mit plastischen Rahmen. Das Farbkonzept der großen Halle entwickelte der Hamburger Künstler Gerhard Hausmann. Hierbei wurden durch eine lasierende Behandlung die unterschiedlichen Richtungen der rauhgeschalten Betonoberflächen farblich gegeneinander abgesetzt. Der kräftige Ockerton an den Galerien und den Treppenaufgängen wurde unter Berücksichtigung der Fassadenfarbgebung entwickelt und soll durch die Glaswände von außen voll sichtbar sein.