Sanierung Sammelbau Maschinenwesen

Elf Etagen voller guter Ideen

Was tun mit einem maroden Hochhaus zwischen Hochschule und Innenstadt bei permanentem Platzmangel? Das Gebäude nach dem „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ im BNB-Silber-Standard nachhaltig sanieren und den Standort auf Dauer sichern, lautet die Lösung. Mit einem integralen Gebäudekonzept hat der BLB NRW den Sammelbau Maschinenwesen der RWTH Aachen bis auf die Stahlbetonkonstruktion entkernt und Etage für Etage zu einem innovativen Institutsgebäude modernisiert.

Die Fakultät für Maschinenwesen

  • Lehrbetrieb seit 1870, heute eine der größten Maschinenbaufakultäten Europas
  • 62 Institute und Lehrstühle
  • 316 Mio. Euro Gesamtbudget
  • 12.435 Studierende und 235 Promotionen (WS 2019/20)

Die kleine LED auf dem Tableau neben seiner Bürotür leuchtet grün. „Das bedeutet, die Lüftungsanlage arbeitet“, freut sich Professor Jörg Feldhusen, Dekan der Fakultät für Maschinenwesen. Davon habe er in dem alten Sammelbau aus den 1960er-Jahren lange nur träumen können, erinnert er sich. „In einem Lehrsaal auf der Südseite des Gebäudes musste ich einmal eine Vorlesung halten. Die Sonne hatte den Raum durch die gefühlt papierdünnen Fenster auf über 40 Grad aufgeheizt und der Schweiß lief bei den Studierenden und mir in Strömen.“ Heute ist er froh, weiter hier arbeiten zu dürfen, denn eine neue Lüftungsanlage sorgt für angenehme Temperaturen, auch in seinem Büro im 8. Stock. Von hier aus bietet sich durch moderne Isolierfenster ein toller Blick auf das sogenannte SuperC und das Hauptgebäude der RWTH.

"Die Entscheidung von BLB NRW und RWTH für eine nachhaltige Sanierung des Hochhauses, um damit den Standortvorteil zu sichern, war richtig."
Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen, Dekan der Fakultät für Maschinenwesen

Nachhaltige Lösung für ein Maximum an Fläche

Die Aachener Niederlassung des BLB NRW hat das in die Jahre gekommene Hochhaus bis auf die Stahlbetonkonstruktion entkernen lassen. Zuvor wurden mehrere Varianten zur Sanierung des gesamten Standorts betrachtet. Die Kernsanierung des Hochhauses in Kombination mit dem Neubau des Technikums gleich nebenan stellte sich als wirtschaftlichste Lösung heraus. So konnte am alten Standort ein Maximum an Fläche realisiert werden, denn ein neues Hochhaus in direkter Nähe zum historischen Dom und zum Rathaus wäre heute nicht mehr zulässig gewesen. Zudem ist die gewählte Variante auch in finanzieller wie ökologischer Hinsicht nachhaltiger. Maßgeblich verantwortlich dafür ist der Erhalt des Stahlbetons, bei Neubauten ein Kostentreiber und Energiefresser (rund acht Prozent der globalen CO2 -Emissionen gehen auf die Zementproduktion zurück). Durch den rohstoffschonenden Erhalt des Gebäudekerns, die Isolierfassade und -fenster sowie modernste Gebäudetechnik konnte ein modernes Gebäude mit optimierter Energiebilanz geschaffen werden.

  • Grafik
    © BLB NRW Bild: Grafik: SSP AG
    Gebäude-Längsschnitt
    Längsschnitt durch das Gebäude
  • Portrait Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen
    © BLB NRW
    Portrait Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen
    Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen ist der Dekan der Fakultät für Maschinenwesen. Er ist zufrieden mit der Entscheidung, das Hochhaus zu sanieren und so den tollen Standort zu erhalten.
  • Marco Pingen arbeitet in seinem neuen Büro
    © BLB NRW
    Marco Pingen arbeitet in seinem neuen Büro
    Marco Pingen, Bereichsleiter Haushalt und Personal, hat die Sanierung begleitet. Aus seinem neuen Büro blickt er auf den Aachener Dom und das Rathaus.

Moderne Büros und Küchen

2012 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fakultät das Gebäude für die Sanierung geräumt. Marco Pingen, Bereichsleiter Haushalt und Personal der Fakultät, hat die Arbeiten von der Nutzerseite her intensiv begleitet und erinnert sich ebenfalls gut an die Zustände im alten Haus. „In mehreren Büros hatten Kollegen alte Teppiche übereinandergelegt, um Schäden zu überdecken. Kaffeetassen – auch für Besucher – konnten wir nur mit kaltem Wasser in einem alten Becken spülen.“ Heute freut er sich über moderne Büros und zweckgerechte Einbauküchen auf jeder Etage. Neben den Büros sind in dem elfgeschossigen Gebäude Seminarräume, ein Hörsaal mit über 100 Sitzplätzen, Werkstätten und Laboratorien untergebracht.

Was bedeutet BNB-Zertifizierung?

Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) hat die ganzheitliche Optimierung von Gebäuden über den gesamten Lebenszyklus zum Ziel. Kriterien sind Ökologie und Ökonomie, soziokulturelle und funktionale sowie technische Prozess- und Standortqualität. Der Sammelbau Maschinenwesen ist eines von drei Pilotprojekten, die der BLB NRW gemäß einem Erlass des Ministeriums der Finanzen durchführt, und ist ein erfolgreiches Beispiel für die BNB-Anwendung im Landesbaubereich. Das Projekt steht kurz vor einer Zertifizierung im Silber-Standard.

Mehrere Institute in einem Haus

An die – anfangs nicht immer – automatisch öffnenden und schließenden Etagentüren und die teils sichtbare Verrohrung unter seiner Bürodecke muss sich Jörg Feldhusen noch gewöhnen. Den Mehrwert des sanierten Gebäudes weiß er gleichwohl sehr zu schätzen. „Die Entscheidung von BLB NRW und RWTH für eine nachhaltige Sanierung des Hochhauses, um damit den Standortvorteil zu sichern, war richtig. So konnten die Nähe zur Stadt und zum Hauptgebäude erhalten und mehrere Institute in einem Haus untergebracht werden.“ Deshalb freut es ihn umso mehr, dass er eine Wette aus der Zeit der ersten Überlegungen zum Standorterhalt verloren hat: „Ich hatte nicht daran geglaubt, das fertige Gebäude noch in meiner aktiven Arbeitszeit erleben zu dürfen.“ Anfang 2022 tritt er voraussichtlich in den Ruhestand. Die tolle Aussicht aus seinem Büro wird er dann wohl vermissen.

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