Neu- und Umbauten in den Kreispolizeibehörden in Herford und Höxter
Moderne Arbeitsbedingungen für die Beamten und mehr Sicherheit im Polizeigewahrsam
Bei den Kreispolizeibehörden Herford und Höxter standen umfangreiche Modernisierungen und Baumaßnahmen an. Während in Herford die Leitstelle, das Gewahrsam, die Wache sowie Sanitärbereiche, Umkleiden, Büros, Schreibräume und Aufenthaltsräume umgebaut wurden, galt es in Höxter in rund einem Jahr Bauzeit einen modernen und sicheren Neubau für das Polizeigewahrsam zu errichten.
Zahlen und Fakten
Umbauten Kreispolizeibehörde Herford
- Baubeginn: 10/2015
- Fertigstellung: 03/2019
- Gesamtinvestition: rund 2,9 Mio. €
Gewahrsam Kreispolizeibehörde Höxter
- Baubeginn: September 2015
- Fertigstellung: Oktober 2016
- Gesamtinvestition: rund 1 Mio. €
In beiden Fällen betreute der BLB NRW die Maßnahmen, die in Herford mit einer Investition von insgesamt rund 2,9 Millionen Euro und in Höxter mit rund einer Million Euro verbunden waren. Für die Einrichtungen wurde nach den neuesten Vorgaben und Standards gearbeitet, sodass in beiden Gewahrsamen ein sehr hohes Maß an Sicherheit für Beamte und Insassen erreicht wurde. Durch die weiteren Modernisierungen und Umbauten in Herford konnten darüber hinaus die Arbeitsbedingungen für die Beamten deutlich verbessert werden.
Die Modernisierung der Kreispolizeibehörde Herford war hierbei ein Projekt in mehrerer Akten: Zunächst erfolgte der Umzug der Leitstelle vom Erdgeschoss in den ersten Stock des in den 1980er Jahren erbauten Dienstgebäudes. Der Umzug war notwendig, da sowohl die Vergrößerung auf rund 300 Quadratmeter sowie die vollständige Erneuerung der Leitstellentechnik anstanden. Die Situation auf der alten, zuletzt 1993 veränderten Leitstelle entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen: die Telefon- und IT-Technik wurde genauso wie die Klima- und Lüftungstechnik komplett erneuert. Auch die Führungsfähigkeit der Einsatzkräfte bei Großereignissen musste dem heutigen Auftrag und Anforderungen der Polizeibehörde angepasst werden.
Die neue Leitstelle wurde bereits im Juni 2016 fertiggestellt und an die Polizei übergeben. Erst im Anschluss konnte mit den weiteren umfangreicheren Baumaßnahmen begonnen werden. Hierzu gehören der Umbau der Flächen im Erdgeschoß mit der Modernisierung des Gewahrsams, der ehemaligen Leitstelle mit einhergehender Modernisierung des Wachbereiches, die Erneuerung der Umkleide- und Duschräume sowie die Errichtung neuer Büros, Schreibräume und einer Küche mit Aufenthaltsraum. All diese Maßnahmen wurden durch den BLB NRW bis zum Frühjahr 2019 fertiggestellt und im Beisein von NRW-Innenminister Herbert Reul im Juli 2019 eingeweiht.
Die Vorgaben der Gewahrsamsrichtlinie sorgen für mehr Sicherheit
Der Umbau des Gewahrsams in Herford ebenso wie in Höxter erfolgten auf der Grundlage der aktuellen Gewahrsamsrichtlinie. Diese Richtlinie beschreibt bauliche Vorgaben, die sowohl den im Gewahrsam eingesetzten Beamtinnen und Beamten wie auch den Insassen ein Höchstmaß an Sicherheit gewähren.
„Das Gebäude in Herford entstand in den 1980er Jahren unter ganz anderen Vorgaben. Die relevanten Richtlinien, die beim Bau und der Ausstattung von Gewahrsamen zu beachten sind, stellten längst nicht so hohe Anforderungen, wie heute“, beschreibt Christoph Menke, Leiter der zuständigen Planungs- und Bauabteilung beim BLB NRW in der Niederlassung Bielefeld, die Herausforderungen des Umbaus.
„Türen müssen heute breiter und höher sein, Fensterrahmen dürfen nicht einen Millimeter überstehen, Fliesen müssen so dicht verlegt sein, dass noch nicht einmal ein Bindfaden zwischen die Fugen passt...“ – nur einige wenige Beispiele für die Vorgaben, die von den beauftragten Unternehmen eingehalten werden mussten.
Auch an Rampen und Schleusen werden in einem so speziellen Gebäude höchste Sicherheitsansprüche gestellt.
Die Gefahr, dass Gefangene oder Polizeibeamte stürzen könnten, muss schon bei der Planung möglichst ausgeschlossen werden. Ein großes Thema sei auch die Gefahr eines Suizides unter dem Schock der Festsetzung. „Menschen, die unter Einfluss von Drogen oder Alkohol in Gewahrsam genommen werden, verhalten sich meistens nicht rational. Daher die enormen baulichen Anforderungen in den Gewahrsamsrichtlinien.“
Hohe Anforderungen erschweren den Umbau im Bestand
In Höxter führten die strengen Vorgaben zum Entschluss für einen Neubau, da diese in dem bestehenden Gebäude nicht umgesetzt werden konnten. In Herford dagegen entschied man sich dazu, das Gewahrsam im Bestand umzubauen und zu modernisieren. Klar, dass bei dieser Vorgehensweise an der einen oder anderen Stelle Kompromisse geschlossen werden mussten, die der vorhandenen Bausubstanz geschuldet waren. „Die Entscheidung muss dann letztendlich die Polizei treffen, ob diese mit Abweichungen leben kann“, erklärt Menke.
In dem Neubau in Höxter, der vom BLB NRW im Oktober 2016 an die Kreispolizeibehörde übergeben wurde, entstanden auf 156 Quadratmetern Grundfläche jeweils eine Beobachtungszelle, eine Einzelzelle und eine Sammelzelle sowie drei weitere Funktionsräume. Gemäß aktueller Vorgaben sind alle Räume stufenlos und ebenerdig angelegt. Die Zellen sind verletzungsfrei, also ohne vorstehende Bauteile, sowie unter anderem mit feststehenden, nicht zu öffnenden Fenstern ausgestattet. Für die Frischluftzufuhr wurde eine Lüftungsanlage installiert. Der Gewahrsamsbereich ist über eine Sicherheitsschleuse von außen zugänglich.
"Eine Zelle mit Schleuse kann unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte über 300.000 Euro kosten. Ansprüche wie an ein Luxushotel und auch so kostspielig. Für eine Übernachtung allerdings nicht unbedingt die erste Wahl."
Polizeigewahrsame sind teure Spezialräume
Kostspielig sind die hoch gesteckten Anforderungen an ein Polizeigewahrsam sowohl beim Umbau, als auch beim Neubau. Hinter der 500-Kilogramm-Stahltür (allein die Klappe zum Durchreichen der Mahlzeiten wiegt rund 40 Kilogramm) muss die Einrichtung der Zelle enorm robust gebaut sein. Gleichzeitig sollte jegliche Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden. Da sich die Insassen oft in psychischen Ausnahmesituationen befinden, braucht es eine Ausstattung, die es nicht von der Stange gibt. Für die rund 100 bis 150 alkoholisierten Personen pro Jahr, die in den Ausnüchterungszellen untergebracht werden müssen, gibt es Fixiermöglichkeiten. Außerdem Videoüberwachung, eine Fußbodenheizung, eine beheizbare Liegefläche, Notrufschalter, Beleuchtung und Lautsprecher. Trotz der Ausstattungsmerkmale müssen die Zellen schnell und einfach gereinigt und desinfiziert werden können.
Dirk Zühlke
Chef der Kreispolizei Herford
Herr Zühlke, in den letzten Jahren wurden in Herford das Gewahrsam und auch der Wach- und der Sozialbereich modernisiert. Was schätzen Sie daran besonders?
Mir gefällt der neue Wachbereich sehr gut. Ich finde das helle Interieur sehr einladend und freundlich. So kann sich die Herforder Polizei präsentieren, wie sie ist: bürgerfreundlich und auf die Menschen zugehend. Ich freue mich auch über den zeitgemäßen, barrierefreien Eingang zum Wachbereich – das war in der Vergangenheit so nicht der Fall.
Ihre Mitarbeiter waren während der Bauarbeiten in einer Außenstelle untergebracht. Wie war deren erster Eindruck von den neuen Räumlichkeiten?
In der Tat war es so: Für eine lange Zeit haben wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Rahmenbedingungen zumuten müssen, die für uns alle grenzwertig waren. Ich bin stolz darauf, dass auch unter diesen Bedingungen wirklich gute Polizeiarbeit geleistet worden ist. Die Räumlichkeiten jetzt sind funktional. Ich möchte aber auch daran erinnern, dass wir ja erst vor Kurzem die neue Leitstelle gebaut haben. Wir durften von Kollegen erfahren, dass die Leitstelle von anderen Polizeibehörden als wirklich gelungen angesehen wird. Insgesamt jedenfalls sorgen die Modernisierungen für einen zeitgemäßen Arbeitsplatz der Beschäftigten. Mein Eindruck ist durchweg positiv, auch wenn hier und da noch nachgebessert werden muss.
Wie machen sich die Neuerungen für Ihre Kolleginnen und Kollegen bemerkbar?
Wir erwarten eine einfachere und schnellere Zusammenarbeit – die längeren Wege durch den ausgelagerten Wachbereich haben zu einem nicht unerheblichen Mehraufwand geführt.
Ich spüre für mich selbst und vor allem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Erleichterung, dass wir endlich die modernisierte Wache beziehen konnten. Neben vielen kleineren Aspekten der Modernisierung dürfte im Sommer vor allem die nun eingebaute Klimatisierung für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. In der Vergangenheit wurde es in den Wachräumen unerträglich heiß. Es ist wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht erschöpft zu den oft gefährlichen und höchst anspruchsvollen Einsätzen fahren.
Wie zufrieden sind Sie im Nachgang mit dem BLB NRW?
Ich möchte ehrlich sein: Es gab viele Abstimmungsnotwendigkeiten, die zu einem Zeitablauf geführt haben, der zum Teil nur schwer zu ertragen war. Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller geht. Im Ergebnis waren viele Akteure unter einen Hut zu bringen. Wenn es notwendig war, zum Beispiel bei rechtlich schwierigen Fragestellungen zusammenzuarbeiten, erzielten wir aber konstruktive Ergebnisse. Ich habe die Führung der BLB NRW Niederlassung Bielefeld in diesen Situationen als unterstützend erlebt.
Vielen Dank für das Gespräch!