„Genau, wie wir es uns gewünscht haben“
Campussanierung Universität Siegen
Zufrieden blickt sich Isabelle Wortmann um. Sie schaut in offene und moderne Kommunikationszonen, in denen sich Studierende gemeinsam über den Lernstoff austauschen können, sieht die Rückzugsmöglichkeiten für diejenigen, die ihre Nase auch einmal allein in ein Buch stecken möchten. „Die modernisierte Bibliothek der Universität Siegen bietet Raum für jede Art des Lernens und Arbeitens“, sagt die Projektleiterin in der Dortmunder Niederlassung des BLB NRW. „Sie spiegelt eine attraktive, zeitgemäße Lern- und Arbeitswelt wider.“
Kein reiner Ort der Literatur, sondern vielmehr ein Ort für kommunikatives Zusammenlernen und Zusammenarbeiten – das war von Anfang an der Plan, das sollte die Universitätsbibliothek werden. Knapp 10.000 Quadratmeter Fläche ließ der BLB NRW allein für diesen neuen Bereich konzipieren, strukturieren und gestalten. Die Medien finden verteilt in den Regalen auf den einzelnen Etagen und in einer neuen Rollregalanlage im Untergeschoss ihren Platz. Durch die Rollregalanlage und ein neues Aufstellungskonzept konnte die Medienstellfläche optimiert und mehr Platz für Arbeits- und Aufenthaltsbereiche geschaffen werden. Rund 850 Arbeitsplätze – knapp 250 mehr als zuvor – finden sich nun in der Bibliothek. Platziert an großen Fensterfronten, in abschließbaren Kabinen zum konzentrierten Lernen oder in offenen Gruppenarbeitsräumen. Zwischendrin, in modernen Kommunikationszonen, laden Sessel und Sitzsäcke zum lockeren Austausch ein – ein bunter Mix verschiedener Lernszenarien. „Das Stichwort Flexibilität war ein wichtiger Aspekt bei der Modernisierung der Bibliothek. Die alte Bibliothek stammte aus den 1970er-Jahren und ist nach einem ganz anderen Anforderungsprofil gebaut worden“, sagt Isabelle Wortmann. „Heute steht nicht mehr nur die Unterbringung der Literatur im Fokus. Das heutige Bild einer modernen Universitätsbibliothek zeichnet sich vor allem auch durch Raum für Kommunikation und einen lebendigen Austausch aus.“
"Die modernisierte Bibliothek der Universität Siegen bietet Raum für jede Art des Lernens und Arbeitens. "
Dr. Jochen Johannsen, Leiter der Universitätsbibliothek, ist mit dem neuen Konzept hochzufrieden: „Wir haben gemeinsam eine sehr gelungene Mischung aus Medienbestand, Arbeitsplätzen und Aufenthaltsbereichen gefunden. Die Bibliothek ist kaum wiederzuerkennen – offener, heller, farbenfroher.“ Das Gebäudeinnere wurde entkernt, Fenster, Decken, Wände und Fußbodenbeläge erneuert. Außerdem ist eine energieeffiziente Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlage eingebaut worden. Ein ehemaliger Senatssaal wurde zum modernen Schulungsraum. Für Veranstaltungen der Bibliothek wurde ein Ausstellungsraum geschaffen. Darüber hinaus finden Studierende und Universitätsbeschäftigte ein Bibliothekscafé für kleine Pausen vor. Es gibt Schließfächer auf allen Ebenen und einen Automaten, der die Medienrückgabe rund um die Uhr ermöglicht. Dr. Johannsen und seine Stellvertreterin Anja Jäger, die das Konzept der Bibliothek entscheidend mitgeprägt hat, sind sich einig: „Die Bibliothek hat einen völlig neuen und frischen Charakter. Sie ist genauso geworden, wie wir es uns gewünscht haben.“
Offene und moderne Bürolandschaft
Das gilt nicht nur für die Bibliothek, denn deren Sanierung war nur ein Baustein in einem der größten Hochschulmodernisierungsprojekte in Nordrhein-Westfalen. Weitere Bestandteile waren die Erneuerung der Mensa samt Foyer und eine vollständige Sanierung der Büro sowie Seminargebäude H und K. Auch diese Gebäudeteile wurden zunächst entkernt. Dann wurden neue, energiesparende technische Anlagen eingebaut und die Flächen dem heutigen Bedarf entsprechend neu aufgeteilt. In den Gebäuden H und K waren zuvor Büroräume einzelner Fakultäten angesiedelt, mit einem Mittelflur und tiefen, schlauchartigen Einzelbüros. Hier wurden die Wände zum Flur versetzt, sodass eine flexible Mittelzone entstand, in der sich nun kleine Besprechungsboxen, Teeküchen und studentische Arbeitsplätze befinden. Die Büroflächen wurden so optimiert, dass eine offene und moderne Bürolandschaft realisiert werden konnte. Auf den Ebenen 1 bis 4 findet die Lehre nun in modernen Seminarräumen statt – hell und freundlich. Diese Atmosphäre überträgt sich auch in den Sockelbau der beiden Gebäude. Dort befindet sich die modernisierte Mensa, so gestaltet, dass Studierende und Beschäftigte nur geringe Wartezeiten haben. Und vor den Mensatüren? Da heißt das große, ebenfalls modernisierte Foyer Besucherinnen und Besucher willkommen.
Info
- Sanierte Bruttogrundfläche insgesamt: 34.000 m2
- Eingehaltene Gesamtinvestition: 113 Mio. €
- Übernahme der Investitionssumme: 89 % Land NRW, 11 % Uni Siegen
Auch außen hat sich viel getan. Der gesamte Modernisierungskomplex trägt über der neuen Wärmedämmung nun ein strahlend weißes Kleid aus rund 25.000 einzelnen Aluminiumblech-Elementen. „Die helle, energiesparende Außenfassade harmoniert perfekt mit den offenen und modernen Kommunikationszonen im Innenbereich der Gebäude“, beschreibt Isabelle Wortmann das Zusammenspiel von Außenhaut und Innenraum. „Solch ein Projekt ist für mich als Architektin ein Geschenk, weil es eine sehr spannende Herausforderung war, die wir mit einem tollen Ergebnis und gemeinsam mit der Hochschule und der Bauindustrie über die Ziellinie geführt haben.“
Neues partnerschaftliches SEP-Vertragsmodell
Die Projektanforderungen waren hoch: eine komplexe Sanierung im Bestand, bei laufendem Studienbetrieb, den es während des gesamten Projektes sicherzustellen galt. Hinzu kamen ein sehr eingeschränktes Baufeld durch die besondere Hanglage des Campus und ein Eingriff in die zentralen technischen Anlagen der Hochschule. Sie versorgen die gesamte Universität – und das sollte auch während des Projektes gewährleistet sein. Diese Mammutaufgabe gab den Impuls für die Anwendung eines neuen partnerschaftlichen Vergabe- und Vertragsmodells: Erstmals nahm der BLB NRW eine „Schlüsselfertige Errichtung mit integrierter Planung“, kurz SEP, vor. Ziel hierbei ist es, das gesamte bautechnische und logistische Know-how bereits in frühen Planungsphasen einzubinden.
Bei der SEP werden Planung und Bauausführung gemeinsam ausgeschrieben und an einen Generalübernehmer vergeben. „So werden wichtiges Fachwissen und wertvolle Kompetenz in der Ausführung des Bauvorhabens bereits bei Projektstart mit integriert“, beschreibt Wolfgang Feldmann. Der technische Leiter der Bielefelder Niederlassung des BLB NRW hat das Bauvorhaben zuvor als Abteilungsleiter in Dortmund begleitet und war federführend für das neue SEP-Verfahren verantwortlich. „Bei einem Projekt mit derart hohen Anforderungen ist von Anfang an eine exakte Koordination gefragt. Es gab Tage, da waren etwa 200 Personen von 35 verschiedenen Baufirmen gleichzeitig auf der Baustelle tätig – da muss alles perfekt ineinandergreifen“, so Feldmann. Sein Fazit? „Es war genau die richtige Entscheidung, dieses Projekt als Pilot für das neue SEP-Verfahren zu nutzen. Damit haben wir als BLB NRW gezeigt, wie ein öffentliches Großprojekt von Anfang an in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Bauindustrie aufgesetzt und gesteuert sowie schnell und wirtschaftlich realisiert werden kann.“ Aufgrund der positiven Erfahrungen kommt die SEP jetzt beim nächsten Großvorhaben zum Einsatz: der Sanierung der Universität Bielefeld.
"Bei einem Projekt mit derart hohen Anforderungen ist von Anfang an eine exakte Koordination gefragt."
Schnelle Fertigstellung im Kostenrahmen
Die Campusmodernisierung ist Teil des Hochschulbaukonsolidierungsprogramms (HKoP) des Landes. Sie umfasst ein Drittel der gesamten Campusfläche. Gemeistert wurde sie im genehmigten Gesamtbudget und in nur drei Jahren Bauzeit. Isabelle Wortmann fasst das Projekt noch einmal zusammen: „Drei Jahre Bauzeit bei einem Projekt dieser Größenordnung, das ist sehr sportlich. Es ist das erste HKoP-Projekt, das im Land fertiggestellt werden konnte. Als Bauherr und Steuerer des Projektes freuen wir uns, dass es uns gemeinsam mit der Bauindustrie und der Hochschule gelungen ist, Raum für kommunikatives Zusammenlernen, -arbeiten und -verweilen zu schaffen.“
Auch Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart und Kanzler Ulf Richter sind begeistert: „Die Universitätsbibliothek, die Mensa, aber auch die Büro- und Seminargebäude sind wichtige und pulsierende Orte auf dem Adolf-Reichwein-Campus. Diese Orte macht jetzt vor allem eines aus – eine hohe Aufenthaltsqualität. In enger, partnerschaftlicher Zusammenarbeit haben alle Beteiligten optimale Bedingungen geschaffen. Unser Ziel ist, exzellente Strukturen für Forschung und Lehre zu schaffen. Diese Modernisierung ist eine Investition in die Zukunft dieser Universität, sie kommt Studierenden, Forscherinnen und Forschern und allen Beschäftigten zugute und leistet so einen wertvollen Beitrag zur Attraktivität der Universität Siegen als Wissenschaftsstandort.“