Bergische Universität Wuppertal: Ersatzneubau Experimentierhalle Physik
Bergische UniversitätBergische Universität Wuppertal: Ersatzneubau Experimentierhalle Physik
Nichtoffener Wettbewerb nach RPW 2013
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW beabsichtigt, für die Bergische Universität Wuppertal im Bereich der sogenannten Hauptbaufläche, dem Campus Grifflenberg, eine Experimentierhalle für die Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften Fachgruppe Physik als nicht unterkellerten Ersatzneubau zu errichten. Das Gebäude wird zukünftig genutzt von den Physik-Fachgruppen: Elementarteilchenphysik und Atmosphärenphysik.
Projektbeschreibung, Anlass und Ziel des Wettbewerbs
Bergische Universität Wuppertal
Die Bergische Universität Wuppertal ist Mitte bis Ende der 1970er Jahre als Gesamthochschule errichtet worden und verteilt sich derzeit auf den drei Standorten Grifflenberg, Freudenberg und Haspel.
Der Hauptgebäudekomplex befindet sich auf dem Campus Grifflenberg und ist mit seiner Silhouette sehr prägend für das Stadtbild. Der Gebäudekomplex wurde auf Basis des 'Aachener Modells / ZPL-System' errichtet.
Das ZPL-System beschreibt dabei eine in den 1960er Jahren durch die zentrale Planungsstelle in Aachen entwickelte modulare Stahlbeton-Skelettbauweise für das Staatshochbauamt, die hauptsächlich an Hochschulgebäuden an mehreren Standorten in NRW Anwendung fand.
Wettbewerbsbeiträge (Teil 1)
Aufgabe
Die Aufgabe des Wettbewerbsverfahrens ist die Planung dieser Experimentierhalle an der Gaußstraße (zwischen dem Hörsaal- und Konferenzzentrum und dem Hochschul-Kindergarten sowie gegenüber dem 2016 fertig gestellten Ersatzneubau Chemie/Biologie/Ingenieurwissenschaften V+W).
Realisiert werden sollen hochinstallierte Labore, Werkstätten, Schweißerei und eine Halle für die Versuchsaufbauten, die einen erhöhten gebäudetechnischen Aufwand erforderlich machen.
Die Experimentierhalle ist die Namensgeberin des Neubaus und nimmt zugleich knapp ein Viertel der Raumfläche in Anspruch. Sie wird von allen Arbeitsgruppen gleichermaßen benutzt und dient im Wesentlichen als eine Versuchshalle für den Aufbau größerer Experimente. Beispielsweise erfolgt hier die Montage von großen Bauteilen, wie Satellitenaufsätzen, die zur Aufnahme von Luftproben aus der Atmosphäre eingesetzt werden.
Einige der aufwändig aufgebauten Experimente und Messaufbauten sind langfristig angelegt und fordern daher größere und separat abgetrennte Flächen.
Die Arbeitsgruppe experimentelle Elementarteilchenphysik benötigt einen Reinraum in der Halle als Raum-im-Raum für (Mikro-)Elektronikarbeiten.
Ein zusätzlicher Reinraum in der Halle wird für die Atmosphärenphysik benötigt. Dieser dient der Montage von optischen Aufbauten, wie Fernerkundungsgeräten für den Satelliteneinsatz.
Die Feinmechanik-Werkstatt weist einen direkten Bezug zur Experimentierhalle auf. In der Regel erfolgt hier die Produktion von Bauteilen, die in Versuchsaufbauten in der Halle eingesetzt werden.
Die Halle muss eine lichte Raumhöhe von 8 Metern vorweisen. Für die übrigen Räume gilt eine Regelgeschosshöhe von 4 Metern.
Die geforderten Qualitäten richten sich nach den Anforderungen des Raumprogramms und dem 'Leitfaden Standardausstattungen' der Bergischen Universität Wuppertal.
Die Maßnahme wird als 'Pilotprojekt' für die erstmalige Anwendung der 'Building Information Modeling Methode (BIM)' und deren Implementierung in den Ablauf von Bauprojekten des BLB NRW Düsseldorf durchgeführt werden.
Es ist beabsichtigt, eine Generalplaner Vergabe durchzuführen.
Wettbewerbsbeiträge (Teil 2):
Planerische Situation
Das Baufeld befindet sich in Hanglage. Ein Bebauungsplan für das Grundstück ist vorhanden. Die Maßnahme ist gemäß Abstimmung mit den zuständigen Baubehörden B-Plan konform.
Zurzeit verlaufen zwei Feuerwehrzufahrten über das Baugrundstück. Diese erschließen das nordwestlich gelegene Hörsaalzentrum (Gebäude K) und die südöstlich gelegene Universitäts-Kindertagesstätte. Im Zuge der Neuplanung muss die Linienführung dieser Zufahrten angepasst werden.
Aufgrund erschwerter Bodenverhältnisse beim Neubau der Gebäude V/W ist auch auf dem Baufeld für die Experimentierhalle mit besonderen Gründungsverfahren zu rechnen, hinzu kommt die notwendige Hangsicherung.
Die Erschließung erfolgt über die Gaußstraße, die im weiteren Verlauf als zweispurige Straße den gesamten Campus durchzieht.
Versorgungstechnisch existiert ein parallel zur Gaußstraße verlaufender Medienkanal (derzeit bis zum Gebäude 'K') an der zum Baufeld gewandten Seite als begehbare Betonkonstruktion, die alle Technikzentralen verbindet
Auflagen des Denkmalschutzes bzw. des Grünflächenamtes existieren nicht.
Es liegen keine öffentlich-rechtlichen Grundstückslasten vor.
Es gilt die Forderung nach Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen an die Barrierefreiheit.
Beurteilungskriterien
Die Arbeiten sollen vor allem beurteilt werden in Hinsicht auf:
- Programmerfüllung (Umsetzung der Konzeption, Raumprogramm, Wettbewerbsleistungen)
- Architektonische Qualität der Planung (Innere und äußere Gestaltung)
- Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei Errichtung und im Betrieb
- Erschließung, Funktion und Nutzung
- Realisierbarkeit, Wirtschaftlichkeit bei der Erstellung und Unterhaltung
- Durchführbarkeit im Hinblick auf bauordnungsrechtliche sowie organisatorische Belange (auch: Beachtung einer durchgängigen Barrierefreiheit)
Preisträger und Anerkennungen
Der 1. Preis wurde dem Entwurf von „habermann.decker.architekten“ zu gesprochen. In der Beurteilung des Preisgerichts heißt es dazu: „Die präzise städtebauliche Setzung des 6-geschossigen Baukörpers orientiert sich an den Baufluchten der benachbarten Universitätsgebäude, schafft dabei gleichzeitig durch seine überhöhte Proportion eine zeichenhafte Auftaktgeste für den Campus.“ Ausdrücklich begrüßt wurde die Absicht, das Tragwerk als Holz-Hybrid-Konstruktion auszuführen. Die Ausbildung der Fassade als 'umlaufendes Gewebe aus horizontalen und vertikalen Aluminiumschwertern' verleihe dem Gebäude eine differenzierte Gliederung.
Der 2. Preis wurde der Arbeit von „kister scheithauer gross“ zuerkannt. In der Beurteilung heißt es: „Die als Dreibund konzipierten Obergeschosse erlauben eine funktional gute Anordnung der diversen Nutzungseinheiten des Raumprogramms, wobei die in jedem Geschoss vorgesehenen Kommunikationszonen eine besonders positive Würdigung erfahren; hier wird dem Austausch der verschiedenen Nutzer angemessen Raum gegeben.“ Außerdem finde die strenge und klare Sprache der Baukörper in der gezeigten Befensterung und in dem gewählten Fassadenmaterial konsequent seinen Widerhall.
Zwei eingereichte Wettbewerbsbeiträge erhielten vom Preisgericht eine Anerkennung. Dies war zum einen die Arbeit von „Schoeps & Schlüter Architekten GmbH“. In der Begründung hieß es dazu: „Die zwischen beiden Gebäudeteilen verlaufende, teilweise im Gebäude liegende und teilweise öffentlich zugängliche Freitreppe ist die große Attraktion des Entwurfes und verbindet die Gaußstraße mit dem 10 m höher liegenden fußläufigen Freibereich des Universitätsgeländes.“ In der zweiten Anerkennung für den Entwurf von „Koschany + Zimmer“ heißt es: „Die Inszenierung der Haupttreppe über mehrere Ebenen bietet hingegen einen interessanten Raum mit Aufenthaltsfläche und Ausblicken in das Tal.“
Preisgericht
Sachpreisrichter
Dr. Jan Heinisch
Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW
Prof. Dr. Lambert T. Koch
Rektor der Bergischen Universität Wuppertal
Mirja Montag
Leiterin Gebäudewirtschaft Stadt Wuppertal
Fachpreisrichter
Heiner Farwick
Architekt BDA, Ahaus
Jochen König
Architekt BDA, Aachen
Jürgen Minkus
Architekt BDA, Köln
Gabriele Willems
Geschäftsführerin BLB NRW + Architektin, Düsseldorf
Stellv. Sachpreisrichter
Dr. Oliver Breiden
Niederlassungsleiter BLB NRW, Düsseldorf
Stellv. Fachpreisrichter
Martin Behet
Architekt BDA, Münster
Sachverständige Berater (ohne Stimmrecht)
Mutherem Kacar
Teamleiter BLB NRW Düsseldorf + Bauingenieur
Carsten Niemeyer
Architekt WSP, Düsseldorf
Carsten Voit
Projektleiter Hochbau BUW, Wuppertal
Gäste (ohne Stimmrecht)
Conny Klingsporn (-15:00 Uhr)
BLB NRW Düsseldorf
Almut Lepère
BLB NRW Düsseldorf
Nicole Zander
BLB NRW Düsseldorf
Vorprüfung
Stefan Schopmeyer
Architekt BDA
Michael Hüging
Architekt Büro Schopmeyer
Download der Wettbewerbsunterlagen
Schoeps & Schlüter Architekten GmbH (Anerkennung)
Ludloff Ludloff Architekten GmbH
Kemper, Steiner & Partner Architekten GmbH
kister scheithauer gross architekten und stadtplaner gmbh (2. Preis)
slapa oberholz pszczulny I sop GmbH & Co. KG
habermann.decker.architekten PartGmbB (1. Preis)
Tusker - Ströhle Freie Architekten BDA
Rübsamen Partner Architekten BDA
Koschany + Zimmer Architekten (Anerkennung)