Effizienzgebäude 40/55 – unser neuer Standard für mehr Klimaschutz
BLB NRWEffizienzgebäude 40/55 – unser neuer Standard für mehr Klimaschutz
CO2-Reduktion
Was unternimmt der BLB NRW eigentlich, um seinen Gebäudebestand klimafreundlicher zu machen? Diese Frage wird den Expertinnen und Experten aus dem Fachbereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energiemanagement sowie ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Bau- oder Immobilienmanagement regelmäßig gestellt. Die Antwort lautet: „Eine ganze Menge.“
Der bundesweite Gebäudebestand besitzt ein hohes CO2-Einsparpotenial. Damit ist klar, dass bei der Erreichung der Klimaschutzziele der Landesverwaltung auch dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW mit seinen 4.140 Gebäuden eine entscheidende Bedeutung zukommt.
Klares Bekenntnis zum Klimaschutz
„Als Immobilienunternehmen des Landes Nordrhein-Westfalen sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und haben Fragen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit eigens im zentralen Fachbereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energiemanagement gebündelt“, erklärt BLB NRW Geschäftsbereichsleiter Immobilienmanagement Hans-Gerd Böhme. Das Team führt neue Standards, Prozesse und Innovationen ein und sorgt so für eine koordinierte Steuerung der unternehmensweiten Anstrengungen zur CO2-Reduktion.
Klimaschutz – von Anfang an fest eingeplant
Auch bei den Expertinnen und Experten im Baumanagement, die das Planen und Bauen verantworten, sind der Klimaschutz und der energieeffiziente Betrieb der Gebäude von Anfang an fest eingeplant. Beim Bau sparen etablierte, emissionsarme Lösungen wie der Einsatz von Recyclingprodukten oder Kernsanierungen, bei denen die Gebäudestruktur erhalten bleibt, wertvolle Ressourcen, ebenso die im Aufbau befindliche Bauteilbörse, die den Wiedereinsatz gut erhaltener Bauteile, wie Glastrennwände, Leuchten oder Stromaggregate zum Ziel hat. Die Holz- und die Holz-Hybridbauweise bieten ebenfalls ein hohes Potenzial zur Vermeidung zusätzlicher CO2-Emissionen und sollen, wie etwa beim Erweiterungsbau der Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel oder bei der Experimentierhalle für die Bergische Universität Wuppertal, verstärkt zum Einsatz kommen.
Die Effizienzgebäude EG 40 und EG 55 sind der neue Standard
Der spätere Betrieb wird ebenfalls klimafreundlicher. „Als großes öffentliches Immobilienunternehmen sind wir vorausschauend unterwegs“, unterstreicht Heike Blohm-Schröder, Leiterin des Geschäftsbereichs Baumanagement. „Schon in der Vergangenheit hat der BLB NRW über die jeweiligen gesetzlichen Vorschriften hinausgehende Vorgaben für seine Projekte zum Standard erklärt. Und auch jetzt ist der BLB NRW wieder einen Schritt voraus, denn Anfang 2021 wurden die Effizienzgebäudestandards EG 40 und EG 55 nach den Vorgaben der ‚Bundesförderung für effiziente Gebäude‘ für anstehende Projekte im BLB NRW verbindlich eingeführt.“
Die Zahlen in EG 40 und EG 55 beziffern immer den Primärenergiebedarf für zum Beispiel Heizung, Warmwasser und Lüftung im Vergleich zu einem Referenzgebäude (= EG 100) nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Auf dieses beziehen sich übrigens auch die bekannten Wohngebäudeförderstandards KfW 40 und 55 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Ein Neubau nach dem ambitionierten Standard EG 40 benötigt im Vergleich zum Referenzgebäude also 60 Prozent weniger Primärenergie und wird dementsprechend weniger CO2 emittieren. Tatsächlich gibt das GEG aktuell für Neubauten den Standard EG 75 vor. Dieser wird vom BLB NRW mit EG 40 ebenfalls deutlich unterschritten, sodass der Primärenergiebedarf auch in diesem Vergleich noch immer 46,6 Prozent unter den Vorgaben des GEG liegt.
Maximale Effizienz durch Nachhaltigkeitskatalog
Um mit den vorhandenen Mitteln möglichst viel zu erreichen, werden verschiedene Bau- beziehungsweise Energieeffizienzmaßnahmen in einem von den Expertinnen und Experten des BLB NRW zusammengestellten Nachhaltigkeitskatalog gelistet. Dieses Nachschlagewerk zeigt den Projektverantwortlichen im BLB NRW schnell und einfach auf, mit welchen Maßnahmen sie Nachhaltigkeitsziele voranbringen können und ob eine Maßnahme CO2 einspart, Ressourcen schont oder sich positiv auf Gesundheit und kulturelle Aspekte auswirkt.
Größer denken – nachhaltiges Bauen ist mehr als Klimaschutz
Am Ende ist der Klimaschutz aber nur eine Facette der Gebäudeplanung, denn der Gebäudelebenszyklus muss auch unter ökologischen, ökonomischen und technischen Aspekten sowie hinsichtlich seiner soziokulturellen Qualität betrachtet werden. Um für Mensch, Umwelt, Kultur und Haushalt vorteilhafte Bauten zu schaffen, wird für die Gebäude des BLB NRW zukünftig mindestens der Silber-Standard nach dem „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ (BNB) angestrebt, dass all diese Belange berücksichtigt.
Bereits seit 2011 wird das BNB für Baumaßnahmen des zivilen Bundesbaus verbindlich eingesetzt. In abgewandelter Form kommen seine Kriterien aber auch im Landesbau längst zum Einsatz: Mit dem „QuickCheck Nachhaltigkeit“ nutzt der BLB NRW ein Werkzeug, mit dem sich Projekte schnell und effizient auf ihre Nachhaltigkeit und – als ein Unterpunkt – die Berücksichtigung von Klimaschutzmaßnahmen überprüfen lassen. Der QuickCheck Nachhaltigkeit orientiert sich dabei am Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen. Er macht dessen sehr komplexe Systematik aber so weit praxisgerecht, dass auch einzelne Projektverantwortliche im BLB NRW schnell und unkompliziert erkennen, welche Konsequenzen sich aus ihren Planungsüberlegungen ergeben und wo sie gegebenenfalls qualitätssteigernd nachsteuern können – auch für mehr Klimaschutz.
Klimaschutz im Land Nordrhein-Westfalen
Möchten Sie gerne mehr zu den Klimaschutz-Anstrengungen des Landes Nordrhein-Westfalen erfahren? Dann besuchen Sie das NRW-Klimaschutzportal unter www.klimaschutz.nrw.de.
Mehr Klimaschutz im laufenden Betrieb
Nicht nur bei Bau und Sanierung lässt sich CO2 vermeiden. Auch der Betrieb der Gebäude und der Gebäudeanlagen (z. B. Heizungsanlagen) birgt hohe Einsparpotenziale, die sich vergleichsweise einfach realisieren lassen. Einen wichtigen Beitrag dazu liefert die sogenannte Anlagen- und Betriebsoptimierung. Hier wird geprüft, ob Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen noch im optimalen Bereich laufen oder ob nachjustiert werden muss. Das spart nicht nur Energie und CO2, sondern auch Kosten. Als weiterer willkommener Effekt steigt die Aufenthaltsqualität für die Nutzerinnen und Nutzer eines Gebäudes. Der Einbau von energiesparender Technik lässt sich ebenfalls vergleichsweise leicht bewerkstelligen. Leuchten mit LED-Technik, der hydraulische Abgleich von Heizungsanlagen oder der Austausch von alten, ungeregelten Heizungspumpen gegen moderne Hocheffizienzmodelle leisten hierzu einen nennenswerten Beitrag.
Daneben gibt es mit der eigenentwickelten, neu im BLB NRW eingeführten computergestützten „Nachhaltigkeitsbewertung im Bestand“ ein weiteres cleveres Werkzeug für den Immobilienbetrieb. Die Bewertung aller Bestandsliegenschaften des BLB NRW macht Nachhaltigkeitsqualitäten messbar und erlaubt so, Investitionen und Modernisierungen im Bestand zielgerichtet und nachhaltig klimaschonend anzugehen.
Der BLB NRW geht weiter voran
Der BLB NRW unternimmt also einiges gegen die Klimaerwärmung. Eine wichtige Frage stellen wir uns trotzdem immer wieder: Was können wir noch tun?
Gabriele Willems
Geschäftsführung BLB NRW
Frau Willems, welchen Beitrag kann der BLB NRW zu mehr Klimaschutz leisten?
Der Großteil der CO2-Emissionen stammt aus dem Gebäudesektor. Wir als BLB NRW sind für etwa 85 Prozent der Liegenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen zuständig und haben damit einen großen Hebel in der Hand, den Wandel aktiv mitzugestalten und gemeinsam mit unseren Nutzern etwas zu bewirken.
Wie stellen Sie sicher, dass am Ende auch Erfolge stehen?
Indem wir nachhaltiges und klimafreundliches Handeln zur Regel machen. So müssen beispielsweise alle Projekte den Quick Check Nachhaltigkeit durchlaufen, der verschiedene Nachhaltigkeitsparameter abfragt. Das gewährleistet einen Kulturwandel und wir stellen sicher, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz von Beginn an mitgedacht werden. Deshalb betrachten wir bei der Planung den gesamten Immobilienlebenszyklus, also nicht nur den Bau, sondern auch die Weiternutzung oder die Verwertung, wenn Nutzer ausziehen.
Was sind aktuelle Themen und Projekte für ein nachhaltiges und klimafreundliches Immobilienmanagement?
Das ist ein ganzes Bündel, anders geht es gar nicht: Zum einen bauen wir die erneuerbaren Energien aus, ganz massiv zum Beispiel die Photovoltaik auf den Landesliegenschaften. Wir wollen die Menge des produzierten Solarstroms jährlich um mindestens eine Million Kilowattstunden steigern. Aber auch Geothermie und Blockheizkraftwerke werden realisiert. Auf der Verbrauchsseite lässt sich ebenfalls viel bewirken, indem etwa die Steuerung technischer Anlagen für Heizung und Lüftung optimiert wird. Hier lassen sich auch mit vergleichsweise wenig Aufwand erhebliche Einsparungen und Emissionsminderungen erzielen. Unsere Expertinnen und Experten haben zudem ein Modul entwickelt, mit dem die Nachhaltigkeit von Bestandsgebäuden bewertet werden kann. Damit ist ein jährlicher Vergleich des Ist-Zustandes der Gebäude möglich und Investitionen können zielgerichtet und nachhaltig angegangen werden. Weitere Projekte, die wir gerade vorantreiben, sind die Dachbegrünung zur natürlichen Kühlung und als Beitrag zur Biodiversität, der Ausbau der Ladeinfrastruktur in den Landesliegenschaften zur Förderung der E-Mobilität und vieles, vieles mehr – Sie sehen, es gibt noch jede Menge zu tun!