Pressemitteilung |

„Erheblich verbesserte Rahmenbedingungen für zukunftsorientierten Justizvollzug“

Grundsteinlegung für den Neubau der Justizvollzugsanstalt Münster

Münster | Niederlassung Münster

Der Neubau der Justizvollzugsanstalt Münster hat ein weiteres wichtiges Etappenziel erreicht: Heute legte der nordrhein-westfälische Justizminister, Dr. Benjamin Limbach, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, der JVA sowie der Stadt Münster den Grundstein für das Großprojekt. Nach umfassenden vorbereitenden Maßnahmen waren zum Jahresbeginn die Arbeiten für die Rohbauten gestartet, die seitdem zügig voranschreiten.

© BLB NRW Bild: Inderlied

Legten heute den Grundstein für die neue JVA Münster (v.l.): Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, Justizminister Dr. Benjamin Limbach, BLB NRW-Niederlassungsleiter Markus Vieth, BLB NRW-Geschäftsführerin Gabriele Willems, Staatssekretärin im Justizministerium Dr. Daniela Brückner und der Leiter der JVA Münster Carsten Heim.

Auf der Baustelle für die neue Justizvollzugsanstalt (JVA) Münster herrscht reger Betrieb. Sieben bis zu 67 Meter hohe Baukräne drehen sich über dem 100.000 Quadratmeter großen Baufeld, befördern und platzieren schwere Lasten. Rund 120 Handwerker arbeiten über die Baustelle verteilt an mehreren Rohbauten gleichzeitig. Hier, im Außenbereich Münsters, errichtet der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) insgesamt 14 Gebäude für die neue Haftanstalt. Dabei entstehen 25.000 Quadratmeter Nutzfläche – ein Meilenstein der Modernisierung des nordrhein-westfälischen Justizvollzugs. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Justiz, Politik und Stadtgesellschaft sowie Nachbarinnen und Nachbarn sind heute der Einladung des BLB NRW zur symbolischen Grundsteinlegung gefolgt und haben sich gemeinsam mit den Projektbeteiligten am Rande des Baufelds im Festzelt versammelt. „Es ist beachtlich, was hier in nur dreieinhalb Monaten entstanden ist“, zeigt sich der Minister der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Benjamin Limbach, vom Baufortschritt beeindruckt. „Es freut mich sehr, dass wir bei der Realisierung dieses großen Bauprojektes nun einen wichtigen Meilenstein erreicht haben. Mit der neuen Justizvollzugsanstalt werden hier in Münster die Rahmenbedingungen zur Umsetzung eines zukunftsorientierten modernen Justizvollzugs erheblich verbessert werden.“
 

© BLB NRW

Viel Bewegung auf dem Baufeld: Die Baustelle der JVA Münster aus der Vogelperspektive.

Bis zu 3,4 Gigawattstunden Strom jährlich mit Photovoltaik-Dächern

Schon die Größe der Baustelle macht die Bedeutung der neuen JVA in Münster deutlich: Mit den ökologischen Ausgleichsflächen, zu denen auch eine typisch münsterländische Hecke mit 13.000 heimischen Sträuchern und Bäumen gehört, misst das gesamte Grundstück 180.000 Quadratmeter. „Was hier entsteht, ist wie ein eigener kleiner Stadtteil“, verdeutlicht BLB NRW-Geschäftsführerin Gabriele Willems die Dimensionen des Bauprojekts, zu dem fünf Hafthäuser mit 640 Haftplätzen, zwei Werkstattgebäude, ein Pädagogisches Zentrum, ein Besuchs- und ein Begegnungszentrum, eine Sporthalle, eine Kfz-Halle sowie eine Außenpforte mit Räumen für die Gefängnisverwaltung gehören. „Die besonderen Herausforderungen liegen aber weniger in der Anzahl der Gebäude, sondern vielmehr in ihrer baulichen Komplexität“, betont Willems. Zum einen seien die Nutzungen sehr unterschiedlich. „Ob Sie Unterkünfte oder Hallen für die professionelle Möbelfertigung oder die Kfz-Wartung planen und bauen, macht natürlich einen gewaltigen Unterschied. Zum anderen haben wir es bei der JVA mit einer äußerst anspruchsvollen technische Gebäudeausrüstung zu tun, nicht zuletzt auch wegen der hohen Sicherheitsanforderungen.“ Wie die BLB NRW-Geschäftsführerin weiter berichtet, wird die neue JVA als Photovoltaik-Kraftwerk ausgeführt: „Vor dem Hintergrund der angestrebten bilanziellen Klimaneutralität der Landesverwaltung haben wir die Planungen entsprechend angepasst. Alle Gebäude werden mit Photovoltaikmodulen statt Dachpfannen eingedeckt.“ Diese sogenannte In-Dachanlage wird jährlich bis zu 3,4 Gigawattstunden grünen Strom erzeugen, was dem durchschnittlichen Stromverbrauch von über 1.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht. „Die JVA Münster ist ein baulich hoch anspruchsvolles, aber für den BLB NRW auch ein sehr spannendes Großprojekt“, bringt es Gabriele Willems auf den Punkt.

Arbeiten finden an neun Gebäuden gleichzeitig statt

Dies gilt natürlich insbesondere für die projektverantwortliche Niederlassung Münster. Deren technischer Leiter Markus Vieth hebt in seiner Begrüßung hervor, dass sich ein Gefängnisneubau dieser Größenordnung nur in Zusammenarbeit mit allen regionalen Beteiligten wie Bezirksregierung Münster, Stadt Münster sowie den umliegenden Kommunen realisieren lasse, denen er für die Kooperation und Unterstützung dankt. Diese Zusammenarbeit habe schon viele Jahre vor dem Start der Rohbauarbeiten begonnen, so Vieth weiter: „Von der sorgfältigen Grundstückssuche über die umfassenden ökologischen Ausgleichsmaßnahmen bis zur Planung und Realisierung der kom-pletten Versorgungsinfrastruktur und Verkehrsanbindung ist hier schon sehr viel geleis-tet worden, das mit dem bloßen Auge nicht immer zu erkennen ist.“ Nun geht es auch sichtbar in großen Schritten voran. Die beauftragten Unternehmen arbeiten aktuell an neun Gebäuden parallel, bei sechs Bauten entstehen die Fundamente und Bodenplatten, bei drei weiteren werden bereits die Wände der Untergeschosse errichtet. Im weiteren Verlauf des Jahres werden noch zwei weitere Kräne aufgestellt. „In der Hochphase des Bauprojektes erwarten wir bis zu 500 Handwerkerinnen und Handwerker, die dann an allen 14 Gebäuden gleichzeitig tätig sein werden“, so Vieth.

Vorteile für Mitarbeitende und Inhaftierte

Applaus zu den Baufortschritten gibt es vor allem von den zahlreich erschienenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der JVA Münster. „Der Neubau wird sowohl für die Inhaf-tierten als auch für unser Team deutliche Vorteile bringen“, stellt Anstaltsleiter Carsten Heim in seinem Grußwort fest. „Unsere Aufgabe im Justizvollzug ist es, die Gefange-nen zu befähigen, nach der Entlassung soziale Verantwortung zu übernehmen und ein Leben ohne Straftaten zu führen. Diesen gesellschaftlich wichtigen Auftrag können wir hier in Wolbeck zukünftig noch besser wahrnehmen. Einen entscheidenden Beitrag hierzu werden die modernen Werkstattgebäude leisten, durch die sich die Arbeits-, Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten der Inhaftierten deutlich verbessern und damit auch ihre beruflichen Perspektiven nach der Haftentlassung. Sportplatz und -halle sowie das Begegnungszentrum bieten Raum für eine sinnvolle und aktive Tagesstruktur und unterstützen den modernen Behandlungsvollzug.“

Zeitdokumente für die Nachwelt eingemauert

Die symbolische Grundsteinlegung fand direkt vor der Baugrube des zukünftigen Pfortengebäudes statt, in der schon die Wände für einen unterirdischen Verbindungsgang zu dahinterliegenden Bauten zu sehen sind. „Teile der jetzigen JVA an der Gartenstraße sind beinahe 180 Jahre alt. Ob unser Neubau im Jahr 2200 noch stehen wird, wissen wir nicht. Doch wir möchten der Nachwelt nach alter Tradition des Bauhandwerks eingemauerte Dokumente hinterlassen, die Informationen über die Entstehungszeit des Gefängnisses liefern“, sagte Markus Vieth vom BLB NRW. Dafür unterzeichneten Minister, Oberbürgermeister, Anstaltsleiter sowie Vertreterinnen und Vertreter des BLB NRW eine Urkunde, die sie später gemeinsam mit Bauplänen, Tageszeitung und Münzgeld gut geschützt in einer kupfernen Zeitkapsel einmauerten. Die JVA hatte noch zwei besondere Zugaben: ein altes Haftraumtürschloss sowie ein ausrangiertes Personennotrufgerät.

Die Arbeiten für die Rohbauten liefen während der Grundsteinlegung weiter. Im Sommer werden die ersten Gebäude in die Höhe wachsen. Bis dahin wird die Zeitkapsel in einer der Mauern des großen Bauwerks ihren endgültigen Platz gefunden haben.

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